Ich bin mittlerweile gut in den USA angekommen und will noch ein paar Worte über die getroffenen Vorbereitung der letzten Wochen und Tage verlieren.
Organisatorisches:
Nach dem inneren Entschluss für dieses Abenteuer gab es einige Dinge zu klären:
Beantragung der Permit/Genehmigung: Da der PCT die letzten Jahre immer beliebter geworden ist und es weiterhin Erlebnis in der Natur bleiben soll, wurde ein Limit für die Anzahl der Wanderer pro Tag eingeführt. Die Genehmigung ist in ausgedruckter Form mitzuführen und wird wohl auch von Rangern kontrolliert:
Sabbatical/Auszeit von der Arbeit: Für solch einen langen Zeitraum kommt man mit dem normalen Urlaub nicht weit. Glücklicherweise gibt es bei meinem Arbeitgeber die Möglichkeit ein Sabbatical zu nehmen. Man wird für den Zeitraum freigestellt, bekommt weiterhin einen Teil des Gehaltes und zahlt diesen “Vorschuss”, sobald man wieder zurück ist, schrittweise ab. Für mich eine super Sache!
Visum: Als Nächstes galt es ein 6-monatiges Visum für die USA zu bekommen. Und da sind die Ammis schon etwas eigen. Ich durfte eine Menge Geld für einen Termin im Frankfurter Konsulat blechen, mich mehrfach filzen und ausfragen lassen. Aber es hat alles geklappt und das Visum wurde mir mit meinem Reisepass nach Hause zugeschickt (die Kosten durfte ich natürlich nochmal separat bezahlen).
Flüge: Ich habe direkt mal so geplant als würde ich es bis nach Kanada schaffen (alles andere wäre auch unsinnig oder?). Ich fliege also von Stuttgart nach San Diego und Mitte Oktober von Seattle zurück nach Hamburg. Dort wird mich dann (hoffentlich) meine Familie empfangen und nahrungstechnisch aufpäppeln. Sollte etwas dazwischen kommen, kann den ich Rückflug aber auch umbuchen.
Wohnung/Zimmer untervermieten: Ich lebe und arbeite zwar seit ca. 3 Jahren im Schwabenländle, aber den Dialekt habe ich mir noch nicht zu eigen gemacht (ist auch nicht in Planung). Trotzdem gibt es bestimmte Dinge, bei denen der Schwabe aus mir heraus kommt: Um finanziell keine Einbußen zu erleiden, werde ich mein Zimmer in der Zeit untervermieten.
Verträge etc. auf Eis legen: Anknüpfend an den obigen Punkt habe ich natürlich auch alle Verträge (Deutschlandticket, Fitnessstudio, etc.) stilllegen lassen. Damit habe ich quasi keine laufenden Kosten und sollte für das halbe Jahr bei Gesamtkosten von ca. 10.000€ herauskommen (inkl. der Flüge und der Ausrüstung). Ob das am Ende hinhaut wird sich zeigen. Ich habe aber genug Puffer eingeplant.
Ausrüstung:
Das hier ist alles was ich für die nächsten Monate mitnehmen werde:
Wer ganz genau wissen will was ich mitnehme kann hier einen Blick drauf werfen: https://lighterpack.com/r/wnb6ma Dort sind alle Ausrüstungsgegenstände inkl. Gewicht aufgelistet (es gab minimale Anpassungen aber im Grunde passt das noch).
Meine persönlichen Highlights:
Auf einige Dinge meiner Ausrüstung muss ich kurz genauer eingehen. Als Erstes wäre dort mein Zelt:
Das ultraleichte Einmannzelt Gossamer Gear - The One wird mit Trekkingstöcken aufgebaut (vielleicht kann man es auf dem Foto erkennen) und man spart sich somit das Gewicht für das Gestänge. Sollte man jedoch einen Stock verlieren hat man ein kleines Problem… Egal, dadurch ist man bei 512g für das Zelt. Besser wird’s nicht!
Dazu kommt eine aufblasbare Isomatte (auch sehr leicht) und ein Daunen-Quilt der für bis zu -7°C ausgelegt ist. Ein Quilt ist im Prinzip ein Schlafsack ohne Kopfteil und dient eher als Decke.
Weitere Highlights im Kontext “Gewicht sparen” sieht man hier:
Mein schönes Schweizer Taschenmesser kennt ihr ja bereits. Darunter meine Zahnbürste (ja ich komme damit bis zum letzten Backenzahn – ich hab’s ausprobiert…) und Zahnputztabletten. Auf diese beißt man einfach und in Verbindung mit Speichel ergibt das so etwas wie Zahnpasta :D Etwas gewöhnungsbedürftig, aber funktioniert.
Damit ich nach dem Zähneputzen mein Gesicht und, nach dem Waschen in einem See, meinen Körper abtrocken kann, habe ich ein Mikrofasertuch dabei. Das Original war mir aber zu groß – geblieben ist das was ihr auf dem Foto seht (wiegt nur noch 15g). Mir ist bewusst, dass das Tuch wahrscheinlich nicht ausreichen wird um mich vollständig zu trocken. Aber dann stelle ich mich einfach eine Weile in die Sonne und Wind… Abhärtung.
Das korallenfarbige Teil ist ein Aufsatz, den man auf eine Wasserflasche stecken kann. Daraus wird dann ein mobiles Bidet. Man drückt auf die Flasche und es kommt ein Wasserstrahl heraus, mit dem man… Naja den Rest müsst ihr euch selber erschließen :D
Um kleine Reparaturen durchführen zu können, habe ich neben Gaffa-/Panzertape auch ein wenig Sekundenkleber dabei. Das Schöne dabei ist, dass ich damit nicht nur Ausrüstung, sondern auch mich selber “reparieren” kann. Beispiel: Sollte ich mich, warum auch immer, mit meinem riesigen Messer schneiden, kann ich die Wunde provisorisch mit Sekundenkleber verschließen (Sekundenkleber wurde wohl genau dafür auch schon im Vietnamkrieg von den US-Amerikanern verwendet). Ich bin optimistisch :D
Ansonsten habe ich eine Powerbank dabei, mit der ich mein Handy knapp drei mal aufladen kann. Ich werde sehen ob das reicht. Die Powerbank wird dann immer aufgeladen wenn ich in der Zivilisation bin.
In Summe komme ich damit auf sehr gute 6,8 kg (ohne Schuhe und ohne Gaskartusche aber inkl. der getragenen Klamotten):
Dazu kommen aber noch ca. 2-5 Liter Wasser und in etwa 2-4 kg Nahrungsmittel (je nach Abschnitt). Damit zum nächsten Punkt.
Verpflegung:
Kurzum: Ich werde alles mitschleppen müssen. Man kann den Trail prinzipiell in kleine Abschnitte unterteilen, die ca. 4-6 Tagesmärsche lang sind. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Orte, in denen man seine Vorräte auffüllen und evtl. Duschen kann (oftmals muss man jedoch dorthin “hitchhiken” - also den Daumen rausstrecken und trampen). Die Basics habe ich mir in einem Walmart in San Diego besorgt. Ich habe aber wahrscheinlich etwas übertrieben..
Dabei sind viele dehydrierte Nahrungsmittel, die leicht zu transportieren und halbwegs gesund sind (ich will ungern nur von Erdnussbutter und Tortilla-Wraps leben). Ich halte euch auf dem Laufenden wie lange das anhält…
Wasser werde ich mir mit einem Filter (und im Härtefall mit Tabletten) aufbereiten.
Bonuskapitel: Scout & Frodo
Die letzten zwei Tage habe ich zusammen mit anderen Hikern bei Scout und Frodo im Garten verbracht. Die beiden sind ein älteres Ehepaar aus San Diego, die den PCT 2007 gegangen sind (dOrt haben sie auch die Spitznamen Scout & Frodo bekommen). Da sie selber so viel Gutes in der Zeit erfahren haben, wollen sie das in ähnlicher Art und Weise zurückgeben und beherbergen jedes Jahr mehr als 100 Wanderer - und das ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Für mich war die Zeit bei den Beiden eine um mich auf alles vorzubereiten. Denn es wird zusammen gekocht, über vergangene Erfahrungen gesprochen und das Equipment ein finales Mal durchgegangen. Hier ein paar Impressionen:
So, das wars mit dem Vorgeplänkel. In einer Stunde kommt mein Shuttle und es geht los. Beim nächsten Blogeintrag gibt es dann die ersten Eindrücke und Erfahrungen vom Trail!
Hey Lucaaaas, schön von dir zu hören ❤️ Ganz viel Spaß dir und pass auf dich auf.
PS: Mare (die nervige) ist bei GNTM raus 😍
Grüße von deinen beiden liebsten Mitbewohnerinnen
Hey Lucas, ich wünsche dir einen guten Start in dein Abenteuer. Für Nahrungstechnisches Aufpäppeln ist bei deiner Family gesorgt 😉. Pass gut auf dich auf! Bis bald, Mama